Mediengestalterin – mit einer Ausbildung zum Traumjob

Nazli Akkaya Fritzke Werbetechnik in Gifhorn

Praktikum, Ausbildung und lieber doch kein Studium.

Nazli Akkaya hat eine rasante Karriere bei der Firma Fitzke Werbetechnik in Gifhorn gemacht. Ursprünglich fing hier alles mit einem Praktikum an. Wie es dazu kam und es dann weiterging, schildert sie und gibt auch ein paar gute Tipps für den Berufseinstieg zur Mediengestalterin.

Sie haben eine Ausbildung zur Mediengestalterin gemacht. Was verbirgt sich konkret hinter diesem Berufsbild?

Nazli Akkaya: Es ist vor allem ein sehr vielseitiger Beruf mit mehreren Fachrichtungen. Die unterschiedlichen Bereiche im Ausbildungsberuf Mediengestalter*in im Digitaldruck und Print sind Gestaltung und Technik, Beratung und Planung sowie Konzeption und Visualisierung. Zum Beruf gehört außerdem die handwerkliche und technische Umsetzung der Medieninhalte, auch in digitaler Form, wie zum Beispiel Web-Design.

Es ist also deutlich mehr als ein rein grafischer Beruf. Absolut richtig, es gibt unterschiedliche Ausrichtungen, die dann auch mit entsprechenden Schwerpunkten in der Prüfung einhergehen. Die fachliche Ausrichtung hängt auch stark von dem Betrieb, in dem man seine Ausbildung macht, ab. Wenn jemand weniger gerne Produkte designen möchte, kann er diese Ausbildung auch in Unternehmen absolvieren, die primär Ton und Bild anbieten, wie zum Beispiel in einer Filmproduktion. Man wird an der Berufsschule trotzdem in allen Bereichen unterrichtet, um später auch in allen Berufsfeldern die wichtigen Grundlagen zu beherrschen, ergänzt aber eben mit einer Spezialisierung etwa im Bereich Ton und Bild.

War Ihnen schon immer klar, dass Sie diesen Beruf einmal erlernen möchten?

Eigentlich war das für mich nicht klar. Ich zwar schon immer kreativ und hatte viel Spaß am Zeichenunterricht in der Schule, aber hatte eigentlich eher geplant in einen sozialen Beruf zu gehen. Das habe ich mir auch angeschaut, aber irgendetwas fehlte da für mich. Genauso habe ich mich mit einem Beruf rein im wirtschaftlichen Bereich auseinandergesetzt, dies war mir aber einfach zu trocken. Innenarchitektur und Grafikdesign hat mich auch gereizt und als ich mein Fachabitur in der Tasche hatte, war ich mit der Anmeldung für die Uni zu spät und um die Zeit zu überbrücken, habe ich mich bei der Firma Fitzke für ein Praktikum beworben.

Heute sind Sie Geschäftsführerin von Fitzke Werbetechnik. Wie kam es zu Ihrer tollen Karriere?

Das war eigentlich alles sehr lustig und ein wenig kurios, denn eigentlich hatte die Firma Fitzke gar nicht die Voraussetzung, eine Ausbildung zu machen. Nach dem ersten Kennenlernen mit Herrn Fitzke, dem Inhaber, fragte er mich aber, ob ich nicht vielleicht doch eine Ausbildung statt nur ein Praktikum machen möchte. Da die Ausbildung zum Mediengestalter für mich genauso vielseitig erschien, wie ein Grafikdesign-Studium, habe ich zugesagt. Dann musste natürlich mit der IHK erst einmal geklärt werden, ob und wie das möglich ist. Die IHK hat mitgespielt und in Aussicht gestellt, dass die Firma Fitzke Ausbildungsbetrieb wird, wenn ich die Ausbildung schaffe. Und es hat geklappt, mein Praktikum wurde auf meine Ausbildungszeit angerechnet und so habe ich auch keine Zeit verloren. Den Ausbildungsschein haben wir als Betrieb dann auch nachgeholt.

Nach einem halben Jahr Ausbildung habe ich im Scherz gesagt, dass ich hier einmal Geschäftsführerin werde, so sehr konnte ich mich schon damals mit der Firma identifizieren. Hier herrscht einfach eine unglaublich gute, familiäre Atmosphäre. Ich durfte direkt von Anfang an Verantwortung übernehmen und habe es auch. Ich habe meine Arbeit sehr ernst genommen und das hat Herr Fitzke wahrgenommen und mich tatsächlich eines Tages gefragt, ob ich nicht wirklich einmal hier Geschäftsführerin werden möchte. Natürlich habe ich ja gesagt, da Erfolg nur drei Buchstaben hat: TUN!

Was macht Ihnen persönlich am meisten Freude an Ihrem Beruf?

Vor allem macht es mir Freude, junge Menschen zu fördern. Wir haben immer noch viele Praktikanten und ich durfte die auch schon sehr früh betreuen und mich um sie kümmern. Es ist auch sehr spannend, zu sehen, wie unterschiedlich kreativ die einzelnen Menschen sind und wie sie an die Aufgaben herangehen. Der eine konnte sich sehr gut an der Beschriftung eines großen Fahrzeugs ausleben, der andere hat wahnsinnig viele Ideen für schöne und individuelle Visitenkarten.

Toll ist auch gerade hier bei uns im Haus, dass wir mit der Werbetechnik auch alle Produkte selbst produzieren und nicht nur gestalten. Wir halten immer wieder ein neues Produkt in der Hand und es ist interessant, wie sich so ein Prozess entwickelt. Unsere Kunden kommen mit einer ungefähren Idee im Kopf zu uns und wir entwickeln dann häufig Gestaltungsvorschläge, die sich der Auftraggeber so gar nicht vorstellen konnte. Am Ende ist es immer wieder ein großartiges Gefühl, einen Kunden überrascht und überzeugt zu haben und zu sehen, wie zufrieden diese Kunden dann sind. Ebenso toll ist es, mit immer moderneren Programmen noch bessere Gestaltungen zu kreieren und zum Beispiel aus einer einfachen Handzeichnung ein wunderschönes Wand-Tattoo zu weiterzuentwickeln.

Was sollte aus Ihrer Sicht ein junger Mensch mitbringen, wenn er auch eine Ausbildung zum Mediengestalter machen möchte?

Das A und O ist selbstverständlich die Kreativität und ein Feingefühl für Farben, Formen und Satzbau. Ebenso wichtig ist es, im Team als auch sehr eigenständig arbeiten zu können. Man braucht ein räumliches Vorstellungsvermögen und technisches Interesse. Aber es ist auch enorm wichtig, kundenorientiert zu sein, denn man muss in der Lage sein, zu verstehen, was ein Kunde wünscht, muss ihn beraten und auch begeistern können. Schüchtern sollte man also auch nicht sein, sondern eher offen im Umgang mit anderen Menschen. Man muss ein Gefühl entwickeln können, ob ein Kunde auch offen für neue Ideen ist oder man lieber bei dem bleibt, was der Kunde konkret wünscht.

Worauf achten Sie besonders, wenn Sie einen neuen Azubi einstellen, welche Kriterien sind für Sie wichtig?

Ganz wichtig ist, dass ich spüre, dass der Bewerber ein ernsthaftes und echtes Interesse an dem Beruf hat, dabei muss man noch nicht einmal genau beschreiben, was hinter dem Beruf im Detail steckt. Ich möchte auf jeden Fall eine gewisse Leidenschaft sehen und merken, dass da jemand ist, der sich reinhängen wird, um den Beruf bestmöglich bei uns zu erlernen. Darüber hinaus ist ein hohes eigenes Maß an Kreativität wichtig, denn wir können alles fördern, aber Kreativität nicht.

Dabei ist natürlich jeder anders, der eine braucht Zeit, um seine zu entwickeln, der andere kann es direkt per Hand skizzieren. Den Raum, die Voraussetzungen und technischen Möglichkeiten, die eigene Kreativität voll auszuschöpfen, die bekommt man hier selbstverständlich dabei gehen wir sehr persönlich auf unsere Auszubildenden ein. Wir veranstalten übrigens für jeden Bewerber, der in der engeren Auswahl ist, einen Probetag, um beiden Seiten die Möglichkeit zu geben, zu schauen, ob es passt. Bei uns ist auch wichtig, dass man an der Werbetechnik, also der Produktion, Interesse hat, denn bei uns werden die Gestaltungen nicht nur am Computer entwickelt, sondern auch umgesetzt. In Kooperation mit der Fachoberschule für Gestaltung bieten wir immer einjährige Praktika an, und in der Regel ist es inzwischen auch so, dass die dann sehr häufig auch bei uns direkt in die Ausbildung einsteigen.

Januar 2021
Frank Sill, Kumst Media

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