Koch, Hotelfachmann und Chef eines Familienunternehmens

Fischer-Oliver A&O Moin Future

von der Ausbildung zum Koch und Hotelfachmann rein ins eigene Unternehmen: “Einfach ausprobiert und es hat geklappt.”

Mit seinem Bruder André gründet Oliver Fischer das gemeinsame, auf Dokumenten-Output spezialisierte Unternehmen A&O Fischer GmbH & Co. KG, obwohl für Oliver Fischer eigentlich von Kindesbeinen an klar war, dass er Koch wird. Was zuerst auch so war, aber dann doch ganz anders kam.

Sie haben ursprünglich eine Ausbildung zum Koch gemacht. Wie kam es dazu beziehungsweise was hat Sie an diesem Beruf gereizt?

Oliver Fischer: Das muss schon sehr früh in mir gesteckt haben. Ich kann mich gut erinnern, dass ich mich als Kind schon gerne als Koch verkleidet habe. Warum das so war, kann ich nicht sagen, aber der Wunsch war eben einfach da. Der wahrscheinlichste Grund war vermutlich, dass meine Mutter und Oma hervorragend gekocht haben und ich das wohl auch schon als kleines Kind können wollte. Der Wunsch war immer da und dann habe ich auch die entsprechende Ausbildung gemacht.

Was ist das Besondere an diesem Beruf und welche Voraussetzungen sollten man für die Ausbildung mitbringen?

Sicherlich auch eine fordernde Tätigkeit. Entscheidend ist auf jeden Fall eine hohe Teamfähigkeit und man sollte Spaß haben, für andere Menschen etwas zuzubereiten. Eine gute körperliche Fitness und Widerstandskraft sollte man auch mitbringen, gerade auch die Arbeitszeiten und Schichtdienste sind fordernd und wenn es dann auch Schlag auf Schlag geht, weil gleichzeitig mehrere Essen rausgehen, benötigt man auch eine gewisse Stressresistenz und ein dickeres Fell. Sicherlich gab es, zumindest damals, auch mal hin und wieder einen rauen Ton in der Küche, aber mir hat es immer Spaß gemacht und es für mich auch heute ein ganz toller Beruf, mit dem ich viele schöne Erinnerungen verbinde.

Es kam dann aber ganz anders und Sie gründeten mit Ihrem Bruder ein Unternehmen im Bereich Dialogmarketing. Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Wendung?

Nach meiner Ausbildung wollte ich noch eine kaufmännische Ausbildung dranhängen und habe mit dem damaligen Hoteldirektor, bei dem ich die Kochausbildung gemacht habe, darüber gesprochen und durfte noch die Ausbildung zum Hotelkaufmann absolvieren. Diese Kombination war für mich eine solide Grundlage, um später in der Gastronomie weiterzukommen. Mit dieser Ausbildung habe ich danach gut drei Jahre in einem kleineren Hotel, bei uns in der Umgebung, angefangen, um dieses mit auszubauen. Mein Bruder hat sich parallel über seine Ausbildung und ein Studium, sehr mit den Thema Gestaltung am Computer beschäftigt, das damals so langsam auf den Markt kam. Er meinte zu der Zeit dann irgendwann zu mir, dass er da sicherlich noch mehr machen könnte, wenn sich jemand um den kaufmännischen Teil kümmern könnte.

Kurzum, wir haben es gemeinsam versucht, weil wir uns immer schon gut verstanden haben, und wenn es schiefgegangen wäre, hätten wir in unsere alten Berufe zurückkehren können. So sind wir letztlich in die Selbstständigkeit gerutscht und es hat bis heute geklappt, auch wenn wir ganz sicherlich den einen oder andern Rückschlag erlebt haben.

Können Sie unseren Lesern einmal kurz erläutern, was sich hinter der Dienstleistung Ihres Unternehmens konkret verbirgt.

Ganz am Anfang haben wir Druckunterlagen erstellt und Druckartikel ein- und wiederverkauft. Später haben wir uns zu einer kleinen Werbeagentur weiterentwickelt und dann angefangen, professionell Daten zu erfassen, die wir zum Beispiel aus Dokumenten ausgelesen haben, daraus entstand dann die Spezialisierung auf den Versand von Mailings, also das Dialogmarketing. Seit gut acht Jahren versenden wir etwa für Auftraggeber aus dem Öffentlichen Bereich und Finanzsektor deren Briefe, wie beispielsweise Rechnungen, Mahnungen oder Verträge. Das sind also keine Werbe-Mailings mehr, sondern die Korrespondenz in bestehenden Geschäftsbeziehungen. Wir bekommen die Inhalte entsprechend gestellt, bereiten diese auf, drucken und versenden dann individuell im Namen unserer Auftraggeber. Dazu bieten wir die entsprechenden Dokumentationen an und betreiben unterschiedliche Online-Portale unserer Auftraggeber im Rahmen unserer Dienstleistung und Beratung.

So entwickeln wir uns ständig mit dem technologischen Wandel weiter und bieten seit rund fünf Jahren auch einen Online-Shop an (www.LetterXpress.de), über den man unseren Service auch beziehen kann. Dieser standardisierte Service wird inzwischen von 15.000 Kunden mit über zwei Millionen Sendungen bundesweit genutzt. Und so entwickeln wir uns ständig weiter und bieten solche Services inzwischen auch für den ganz normalen Kunden, der zu Hause zum Beispiel etwas nicht vernünftig ausdrucken kann, dies bei uns dann online bestellt und wir ihm dann gedruckt und sauber verarbeitet nach Hause schicken (www.paperdoo.de).

Worauf kommt es Ihrer Ansicht nach an, ein Unternehmen erfolgreich führen zu können?

Man muss sich weiterentwickeln, mutig sein und auch bereit sein, mal auf die Nase zu fallen. Wichtig ist aber auch, ein Gespür dafür zu entwickeln, welche Bedürfnisse die Kunden haben könnten, um immer wieder geeignete Angebote zu entwickeln. Damit einhergeht eine große Neugierde, sich mit neuen Themen und Entwicklungen auseinanderzusetzen und man sollte sehr gut zuhören können, um die Wünsche seiner Geschäftspartner und auch Mitarbeiter klar zu erkennen und sich entsprechend zu verhalten. Misserfolge als Chance wahrnehmen, etwas gelernt zu haben, um besser zu werden und sich davon nicht zu stark beeinflussen zu lassen. Und Glück gehört ganz sicher auch dazu, etwa indem man zum richtigen Zeitpunkt eine richtige Entscheidung gefällt oder auch die richtigen Partner und Mitarbeiter im Laufe der Jahre kennengelernt hat.

Worauf achten Sie besonders, wenn Sie einen neuen Azubi einstellen, welche Kriterien sind für Sie wichtig?

Wichtig ist mir vor allem das Anschreiben. Mit welcher Motivation und Begründung bewirbt sich der Kandidat bei uns. Das Zeugnis schaue ich mir nur oberflächlich an, weil ich, zumindest aus meiner eigenen

Erfahrung weiß, dass Noten nicht immer wirklich etwas über einen Menschen aussagen. Im Gespräch erfahre ich doch viel besser etwas über den Charakter und die Interessen des Bewerbers, deshalb bieten wir auch häufig ein Praktikum an, damit man sich gegenseitig auch einfach besser kennenlernt und der Bewerber auch die Chance hat, sich ein Bild von unserem realen Berufsalltag zu verschaffen.

Sie sagen, dass Sie sehr im Gespräch darauf achten, wie sich ein Bewerber gibt. Können Sie dies bitte einmal konkretisieren.

Wenn jemand zum Beispiel im Vertrieb arbeiten möchte, dann achte ich darauf, ob er mir auch im Gespräch ruhig in die Augen schauen kann. Andere sind vielleicht eher schüchtern und sind dann vielleicht in einem Bereich mit weniger Kundenkontakt besser aufgehoben, zum Beispiel in der IT. Ich versuche also herauszufinden, wie stimmig das Verhalten zu dem erstrebten Beruf ist und ein Gefühl dafür zu bekommen, ob jemand für diesen Berufsweg auch wirklich brennt.

Was macht Ihnen persönlich am meisten Freude an Ihrem Beruf?

Die Herausforderung, sich immer wieder mit neuen Themen beschäftigen zu dürfen, die der enorme Wandel im technologischen und medialen Bereich mit sich bringt und gemeinsam im Team neue Geschäftsmodelle zu entdecken und auszuprobieren. Darüber hinaus ist es die große Abwechslung in meiner Funktion, da ich in alle Bereiche unseres Unternehmens involviert bin. Das Schönste ist aber die Zusammenarbeit mit all unseren Kollegen, alleine würde ich vermutlich eingehen (lacht).

Januar 2021
Frank Sill, Kumst Media

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